Magazinrundschau
Zurück in die Petrischale
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Freitag Mittag
07.03.2014. Elet es Irodalom muss hören, wie im ungarischen Radio die Demonstranten in Kiew als "Heckenschützen" und "Terroristen" beschrieben werden. Im Merkur empfiehlt András Bruck den ungarischen Liberalen etwas weniger Kultiviertheit. In der New York Review of Books stellt Timothy Snyder klar, dass Janukowitschs Oligarchen das reaktionäre Regime bildeten, vor dem die russische Propaganda so gern warnt. Slate begutachtet Vampire als Rockstars. In artechock geißelt Rüdiger Suchsland am Beispiel der Beltracchi-Doku das auf den Hund gekommene Selbstverständnis deutscher Kritiker.
artechock (Deutschland), 27.02.2014
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Elet es Irodalom (Ungarn), 28.02.2014
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Die Nachricht über den Freitod des Dichters, Schriftstellers und Hochschullehrers Szilárd Borbély (mehr hier) erschütterte vergangene Woche die ungarische Öffentlichkeit. Der Autor Péter Nádas würdigt ihn in seinem Nachruf als "einen analytischen Geist, einen im Sein reisenden Menschenwissenschaftler, irgendwo im Schnittpunkt zwischen den Geisteswissenschaften, der Sprachwissenschaft und den Sozialwissenschaften".
New York Review of Books (USA), 20.03.2014
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Außerdem: Drew Gilpin Faust liest das voraussichtlich letzte Buch des Historikers David Brion Davis, "The Problem of Slavery in the Age of Emancipation". Und Edward Mendelson stellt den "geheimen Auden" vor.
Caravan (Indien), 01.03.2014
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Merkur (Deutschland), 01.03.2014
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András Bruck denkt darüber nach, wie Ungarn vor dem Weg in eine Diktatur bewahrt werden kann. Immer nur vornehm tun, bringt jedenfalls nichts, stellt er fest: "Der Preis, den wir für unsere "Kultiviertheit" zahlen, ist furchtbar. Ein zu allem entschlossener, autoritärer Wille trifft auf eine Opposition, die die auf sie einstürzenden Übel pedantisch nach und nach vermisst, die die Diktatur als eine Art vergänglicher Anomalie geschwätzig in Analysen zerlegt, und das kann nur verhängnisvoll enden. Ungarn, das seine Verbündeten statt im Westen nun im Osten sucht, hat sich weit von den Hauptströmungen der internationalen Entwicklung entfernt."
The Atlantic (USA), 24.02.2014
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Im März-Heft untersucht Caitlin Flanagan den desaströsen Einfluss von Bruderschaften reicher Studenten auf amerikanische Universitäten. Der kanadische Autor Chris Koentges reist nach Turku, um den den siebzigjährigen finnischen Eishockeytrainer Urpo Ylönen zu besuchen, der gerade den Sport mit einem revolutionären Torhütertraining transformiert (mit der Folge, dass finnische Eishockeyspieler die kanadischen verdrängen). Und Claire Dederer erklärt in einem sehr persönlichen Text, warum es für Frauen so schwer ist, über Sex zu schreiben.
Letras Libres (Spanien / Mexiko), 28.02.2014
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Oxford American (USA), 18.02.2014
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n+1 (USA), 01.03.2014
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Slate.fr (Frankreich), 24.02.2014
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New York Magazine (USA), 24.02.2014
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Joe Coscarelli berichtet von einem echt "Do the right thing"-mäßigen Ausbruch Spike Lees gegen weiße Hipster, die ihm sein Harlem kaputt, nein entschuldigung: sauber und ordentlich machen: "Das ist das beschissene Christopher-Kolumbus-Syndom. Ihr könnt nichts entdecken! Wir waren schon hier. Ihr könnt es euch nicht einfach unter den Nagel reißen. Die Brüder hier spielen ihre Scheiß-Drums in Mount Morris seit vierzig Jahren und jetzt dürfen sie das nicht mehr, weil es den neuen Bewohner zu laut ist. Mein Vater ist ein großer Jazzmusiker. Scheiße, er kaufte 1968 sein Haus und die Scheißleute, die letztes Jahr einzogen, riefen wegen meines Vaters die Polizei. Dabei spielt er nicht mal elektrischen Bass, er spielt akustisch! Verdammte Hacke, wir haben das beschissene Haus 1968 gekauft und Ihr ruft die Cops? 2013? Raus hier!"
Magyar Narancs (Ungarn), 13.02.2014
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New York Times (USA), 07.03.2014
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Brennende Fragen wirft Nathaniel Rich im Magazin der New York Times auf. In Kalifornien besucht er das Revive & Restore Labor, in dem enthusiastisch daran gearbeitet wird, längst ausgestorbene Tierarten, wie die 1914 ausgerottete Wandertaube, mit verwandtem DNA-Material wiederzubeleben. Doch wozu Arten zurückholen, deren Lebensraum nicht mehr existiert? Was geschieht, wenn ein hundert Jahre altes Immunsystem auf neue Krankheiten trifft? Und schließlich ist die Wiederbelebung womöglich bloß eine prima Exitstrategie für all unsere drängenden ökologischen Probleme. Problematisch könnte auch sein, dass der Mensch sich mit dem Revival-Programm zum Schöpfer aufspielt: "Man hofft, ein Tier zu erschaffen, das in die gleiche ökologische Nische passt wie sein verstorbenes Pendant, tut es das nicht, dann ab zurück in die Petrischale… Was macht es, ob die Wandertaube 2.0 eine echte Wandertaube ist? Wenn der neue, synthetisch geschaffene Vogel das Ökosystem eines Waldes bereichert, werden höchstens Konservatoren nörgeln, (die nämlich um ihren Job bangen, d. R.). Die genetisch angepassten Vögel würden auch nicht der erste Eingriff des Menschen in ein Ökosystem sein.. Als der Mensch auftauchte, war der Kontinent von Kamelen, zwei Meter großen Biebern und 250 Kilo schweren Riesenfaultieren bevölkert."
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