Traudl Bünger

Eisernes Schweigen

Das Attentat meines Vaters. Eine deutsche Familiengeschichte
Cover: Eisernes Schweigen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2024
ISBN 9783462004908
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Wie ist es, herauszufinden, dass der Vater ein Attentäter war? Traudl Bünger kannte ihren Vater als einen fürsorglichen Mann, auf den sie sich stets verlassen konnte, der aber auch rigide Meinungen hatte. Schon als Kind wusste sie, dass ihn ein Geheimnis umgab, über das er stets eisern schwieg. Nach seinem plötzlichen Tod beginnt sie, dieses Geheimnis zu lüften - und wird in die frühen Sechzigerjahre katapultiert. Deutschland ist frisch durch die Mauer geteilt, Bundeskanzler Konrad Adenauer will die BRD als verlässlichen internationalen Partner etablieren. Da flammt ein Konflikt auf, der die junge BRD emotionalisiert und in dem auch Traudl Büngers Vater tatkräftig mitmischt. Im Herbst 1962 fährt er mit Gesinnungsgenossen nach Italien. Ziel der Mission: Völkerrechtsverletzungen an "Volksdeutschen" in Südtirol brandmarken. Das Mittel: Sprengstoff. Das Ergebnis: Ein Toter und zahlreiche Verletzte.  Was hat ihren Vater im Alter von 27 Jahren zu dieser Tat verleitet? Was für ein Mensch war er? Traudl Büngers Recherchen führen sie in zahlreiche Archive und in drei Länder. Sie beginnt, mit Angehörigen über das damalige Geschehen zu sprechen. Dabei blickt sie nicht nur in die Abgründe ihrer Familiengeschichte. Sie führt uns auch tief in die Historie der Bundesrepublik, des Kalten Krieges und seiner Propagandaschlachten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.04.2024

Aus verschiedenen Perspektiven - mal als geschichtsinteressierte Person, mal ganz Tochter - blickt Traudl Bünger auf die rechtsextreme Gesinnung und das Handeln ihres Vaters, der die Loslösung Südtirols von Deutschland nicht ertrug und 1962 einen Anschlag in Südtirol verübte, resümiert Rezensentin Susanne Billig. Zwar sind die Passagen, so Billig, in denen Bünger versucht, sich in die Lage ihres Vaters vor und nach dem Attentat hineinzuversetzen, nicht so ganz gelungen. Die Autorin beweist aber, lobt die Kritikerin, im zweiten Teil große Qualitäten in der historischen und kriminalistischen Forschung zu diesem Fall und verknüpft den Fall ihres Vaters mit dem generellen "Schweigen in Deutschland" nach dem Zweiten Weltkrieg. Und auch ihre Mutter, die dem Vater nie offen widersprach, stellt sie in einer "starken Passage" in den Vordergrund. Ein aktuelles Buch, welches die historischen Kontinuitäten von rechtsextremen Gesinnungen dokumentiert, schließt Billig.