Mareike Fallwickl

Und alle so still

Roman
Cover: Und alle so still
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783498002985
Gebunden, 368 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Elin ist Anfang zwanzig und lebt mit ihrer Mutter in einem Wellnesshotel. Während des Lockdowns ist sie Influencerin geworden. Seither sieht sie sich mit misogynem Hass im Netz konfrontiert. Nuri stammt aus prekären Verhältnissen, einen Schulabschluss hat er nicht. Nun versucht er, sich als Fahrradkurier, Bettenschubser und Essenslieferant über Wasser zu halten. Der Spätkapitalismus hat ihn fest im Griff. Ruth ist Ende fünfzig, nach dem Tod ihres behinderten Sohnes hat sie wieder angefangen, als Pflegekraft im Krankenhaus zu arbeiten. Jeden Tag geht sie über ihre Grenzen, ihr Pflichtgefühl scheint unerschöpflich. An einem Sonntag geraten alle drei in eine unvorhergesehene Situation: Vor dem Krankenhaus, in dem Ruth und Nuri arbeiten, liegen Frauen. Reglos, in stillem Protest. Es ist der Beginn einer Revolte, in der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben. Plötzlich steht alles infrage, worauf unser System fußt. Ergreifen Elin, Nuri und Ruth die Chance auf Veränderung?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.05.2024

Licht und Schatten macht Rezensent Rainer Moritz in Mareike Fallwickls neuem Buch aus. Gut findet Moritz die Schilderung von sozialen Milieus, die in der deutschen Literatur im Allgemeinen wenig Beachtung finden, und die vermittels der drei Hauptfiguren dem Leser nahegebracht werden: der promisken Influenzerin Elin, dem Servicearbeiter Nuri sowie der Krankenschwester Ruth. Der Schatten wiederum hat damit zu tun, dass Fallwickl es Moritz zufolge nicht dabei belässt, unerträgliche kapitalistische Zustände zu schildern, sondern meint, sie explizit kommentieren zu müssen, teilweise vermittels ungelenker Dialoge. Letztlich ist dies leider ein Buch, das seine Figuren instrumentalisiert und zu wenig auf die ästhetische Kraft der Literatur vertraut, so das Fazit.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.05.2024

Mit Mareike Fallwickls neuestem Roman und seinem "feministischen Kitsch" wird Rezensentin Gisa Funck gar nicht glücklich: Die Autorin spielt mit einer schon aus der Antike bekannten Idee: Was wäre, wenn die Frauen ihre Arbeit niederlegen würden, insbesondere die Sorgearbeit? Rasant und mit viel politischem Impetus wird dies erzählt, so Funck, überzeugend ist das für sie dennoch nicht, weder in poetischer noch in inhaltlicher Hinsicht. Die Kritikerin hat hier eher ein "erzählerisch aufgepepptes Manifest" vor sich, das Frauen per se auf- und Männer abwerten soll und so sein Ziel wirklicher Gleichberechtigung verfehlt - ein Roman ist die Geschichte um einen stillen Aufstand der Frauen eher nicht, resümiert sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2024

Rezensentin Rosalyn Kleutgens findet, dass Mareike Fallwickls neuer Roman ein wichtiges Thema bearbeitet. Es geht um die Care-Arbeit, die Frauen unbezahlt leisten und die Frage, was passieren würde, wenn sie das nicht mehr tun und sich zum Beispiel einfach auf die Straße legen und nicht mehr aufstehen würden. Drei Perspektiven führen in diese Geschichte hinein, lernen wir, eine gehört einem Social-Media-Starlet, eine einer Krankenschwester und eine einem Fahrradkurier. Außerdem kommen laut Kleutgens in dem Roman, der sich an gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen abarbeitet, auch unter anderem eine Pistole und eine Gebärmutter zu Wort. Eine drastische Erzählung fügt sich da zusammen, erklärt die Rezensentin, der das gelegentlich zu pathetisch und zu sehr auf die gesellschaftskritische These hin zugeschnitten ist. Doch, so das Fazit, gelinge es der Autorin, ihr Anliegen zu vermitteln.
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