Karel Hynek Macha

Mai

Romantisches Liebesepos
Cover: Mai
Ketos Verlag, Wien - Prag 2020
ISBN 9783903124097
Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Tschechisch / Deutsch. Aus dem Tschechischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Ondřej Cikán. Illustriert von Antonín Šilar. "Es war spät Abend - erster Mai - abends der Mai - war Liebeszeit." Mit diesen Worten beginnt das Kurzepos über Liebe und Tod des tschechischen Romantikers Karel Hynek Mácha (1810-1836). Ein Räuberhauptmann wird hingerichtet, weil er die Verführung seiner Geliebten gerächt hat. In eindrucksvollen Bildern verabschiedet er sich von der Erde. Das Kurzepos "Mai" ist nicht nur eines der wichtigsten Werke der Romantik, es diente auch wegen seines avantgardistischen Bilderreichtums den tschechischen Surrealisten als Vorbild und stellt bis heute ein Fundament der tschechischen Dichtung dar. Die lautmalerische Übersetzung des österreichisch-tschechischen Dichters Ondřej Cikán (*1985) ist die erste, die die formalen Eigenheiten des Originals nachahmt. Gegenüber der ersten Ausgabe (Labor 2012) hat der Übersetzer einige Ungenauigkeiten korrigiert und das Nachwort erweitert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2021

Ausführlich und liebevoll bespricht Alena Wagnerova zwei Neuübersetzungen des berühmten Liebesepos "Mai" des tschechischen Nationaldichters, der 1836 im Alter von nur 26 Jahren an Cholera gestorben war. Sie nutzt ihre Besprechung zur Einführung in Leben und Werk des Autors: Ist die Nation nicht eine Erfindung romantischer Dichter? Natürlich war auch Mácha auf den "Volkston" aus und gilt als Mitschöpfer der modernen tschechischen Sprache, so Wagnerova. Aber gleichzeitig gibt es bei ihm ein ganzes Bündel internationaler Einflüsse von Byron über Mickiewicz bis Novalis, die ihm von der tschechischen Kritik übelgenommen wurden. Um so größer, erzählt Wagnerova, war sein Erfolg bei der zeitgenössischen deutschen Kritik. Zwei Neuübersetzungen empfiehlt die Rezensentin: Walter Schamschulas bei Kröner erschienenen Band "Der Mai" und Ondrej Cikans zweisprachige Ausgabe "Mai" im Ketos Verlag. Schamschula gehört zur letzten Generation der Prager Deutschen erzählt Wagnerova, seine Übersetzung sticht für sie durch Akkuratesse hervor. Cikans Übersetzung hat dagegen den Vorzug, eher dichterisch zu sein und das Lautmalerische des Originals wiederzugeben - überdies lobt Wagnerova Cikans kundiges Nachwort. Auch zu Otto F. Bablers Übersetzung in der "Tschechischen Bibliothek" von 2000 könne man durchaus noch greifen, rät die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2020

Rezensent Tilman Spreckelsen hört die Rose seufzen in Karel Hynek Machas Versepos aus dem 19. Jahrhundert. Dass der Autor Goethe und Byron verehrte, bleibt Spreckelsen nicht verborgen. Als "verirrten Epigonen" möchte er Macha aber nicht bezeichnen, auch wenn der Inhalt des Epos es nahelegt, in dem es um Verführung und Rache geht. Dagegen sprechen laut Spreckelsen die Beschreibung einer höchst vitalen, doch dem Menschen gegenüber gleichgültigen Natur sowie ein "gebrochener, atemloser", der mündlichen Rede nachgebildeter Klang. Die Edition mit der überarbeiteten Übertragung von Ondrej Cikan und den Illustrationen von Antonin Silar findet der Rezensent insgesamt verdienstvoll.
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