Iris Wolff

Lichtungen

Roman
Cover: Lichtungen
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2024
ISBN 9783608987706
Gebunden, 256 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

"Du hättest zurücksehen müssen, dachte er, allein um zu wissen, ob sie sich nach dir umgewandt hat." Zwischen Lev und Kato besteht seit ihren Kindertagen eine besondere Verbindung. Doch die Öffnung der europäischen Grenzen weitet ihre Lebensentwürfe und verändert ihre Beziehung für immer. Iris Wolff erzählt in ihrem neuen Roman von zeitloser Freundschaft und davon, was es braucht, um sich von den Prägungen der eigenen Herkunft zu lösen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.04.2024

Rezensentin Lennart Laberenz zeigt sich bezaubert von Iris Wolffs neuem Roman "Lichtungen", der erzählerisch den Norden Rumäniens, des Heimatlandes der in Berlin lebenden Autorin, erkundet. Vordergründig handelt er von der wechselvollen Beziehung zwischen Lev, der unzuverlässigen Erzählstimme, und Kato, mit der er seit Kindertagen verbunden ist. Zugleich ist der Roman jedoch, so der Rezensent, als formales Experiment angelegt, das nach dem Verhältnis von Landschaft und Vergangenheit sowie nach der Rolle von Erzählungen fragt: "Lichtung" wird dabei zur Metapher für Erinnerung und, weiß Laberenz, zur Allegorie auf das Schreiben selbst. Wie schon die früheren Romane Wolffs kann der Rezensent das Buch empfehlen.
 
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.02.2024

Am Anfang von Iris Wolffs Romans trifft, zeichnet Rezensentin Maja Beckers die Handlung nach: Lev findet in Zürich Kato wieder, die hier als Straßenmalerin arbeitet. Im Anschluss entfaltet sich eine Liebesgeschichte - allerdings nicht vorwärts, sondern rückwärts, wie wir erfahren. Es beginnt also mit dem Wiedersehen in Zürich, erläutert Beckers, und führt dann zurück ins rumänische Siebenbürgen, wo die beiden Hauptfiguren aufgewachsen waren und sich kennengelernt hatten. Tendenziell bewegt sich der Roman dabei laut Rezensentin von der Weite der Gegenwart in die Enge der sozialistischen Vergangenheit. Nicht "Wahrheitsfindung", sondern wie man aus dieser Enge herauskommt, ist Thema des Buches, so Beckers. So bleibt auch unklar, in welchem Verhältnis die beiden Hauptprotagonisten zueinander stehen. Für die Kritikerin ist es vor allem die poetisch konturierte Sprache Wolffs, die den Roman auszeichnet.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.02.2024

Carsten Hueck schätzt diesen Roman von Iris Wolff wegen seiner dezenten Erzählweise, die sich zwischen Sprechen und Schweigen bewegt und das intensive Gefühlsleben seiner Figuren nicht ausbuchstabiert. Wolff erzählt von einem ungleichen Liebespaar, das sich seit der gemeinsamen Kindheit in einem rumänischen Dorf über Jahre hinweg annähert und wieder verliert und wieder annähert. Wie die Autorin Familiengeschichten, politische und historische Erfahrungen, Gegenwart und Vergangenheit in die Story einbindet, gefällt Hueck gut.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.02.2024

Wie andere ihrer Bücher zieht es laut Rezensent Rainer Moritz auch Iris Wolffs neues ins rumänische Siebenbürgen, in die Gegend, in der die Autorin die ersten acht Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Es beginnt freilich damit dass die Hauptfiguren, Kato und Lev, sich in Zürich treffen. Beide stammen sie aus Rumänien, sie kennen sich aus der Kindheit, hatten dann aber, erzählt Moritz nach, unterschiedliche Lebenswege, die abenteuerlustige Kato ging früh in den Westen, Lev blieb zurück, ob die Liebe der beiden eine Zukunft hat, bleibt offen. Erzählt wird die Geschichte Moritz zufolge in umgekehrter Chronologie, sodass wir am Ende des Buchs in Rumänien ankommen. Moritz ist begeistert von Wolffs Fähigkeit, das Innere der Figuren zu offenbaren und gleichzeitig die Erzählwelt liebevoll auszugestalten. Keineswegs gehe es bei alldem um Eskapismus, vielmehr schließt Wolffs Roman an reale Migrationserfahrungen an.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.01.2024

Eine Liebesgeschichte nach dem Matroschka-Prinzip hat Iris Wolff geschrieben, so Rezensentin Cornelia Geißler. Es beginnt also nicht mit dem Anfang, sondern mit dem Ende, lernen wir: die beiden Liebenden, Lev und Kato, haben zusammengefunden, und die Erzählung bewegt sich dann zeitlich zurück, bis zu einer gemeinsamen Kindheit in Rumänien. Lev, ist, führt Geißler aus, heimatverbunden, Kato hingegen wehrte sich schon früh gegen die Ansprüche des sozialistischen Staates. Politik dringt in diesen äußerst geschickt konstruierten Roman allerdings, beschreibt die Rezensentin, nur am Rande, wie nebenbei, ein, etwa wenn in einem Satz auf die Tschernobyl-Katastrophe hingewiesen wird. Außerdem geht es in dem Buch laut Geißler um Themen wie die Erfahrung von Zweisprachigkeit und die Rolle von Sprache in zwischenmenschlichen Beziehungen. Toll, wie Wolff aus alltäglichen Dingen eine Welt erschafft, lobt die vom Buch durchweg äußerst angetane Rezensentin, und das abschließende, filigran erarbeitete Kapitel zur Kindheit hat ihr besonders gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.01.2024

"Ein Buch in sanften Molltönen" ist der neue Roman von Iris Wolff für Kritiker Carsten Otte: Darin wird die Beziehung von Kato und Lev vor dem Hintergrund der Entwicklung Rumäniens als scheiternder multiethnischer und diktatorisch-kommunistischer Staat entfaltet. Leider enthält das Buch allzu viele kitschige Formulierungen und Vergleiche etwa "Scherben wie hereingewehte Blätter" und einige überflüssige Stellen, die aber in sehr interessanter achronologischer Ordnung angebracht sind, hält Otte fest. Dennoch lobt er den Roman als genaues Porträt der dunklen Seiten der rumänischen Geschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.01.2024

Rezensent Andreas Platthaus wirkt bezaubert von Iris Wolffs neuem Roman. Er erzählt, im Zeichen der Familiengeschichte der Autorin selbst, von Lev, dem Sohn einer rumäniendeutschen Familie, von seiner Kindheit, die von einem Unfall geprägt war, von seiner damaligen Liebe Kato, und davon, wie er sie nach der rumänischen Revolution 1989 sucht und wiederfindet - allerdings von alldem in umgekehrter Reihenfolge. Die Art und Weise, wie Wolff so erzählerisch in ein "Früher" führe, in das Leben der deutschen Volksgruppe im ländlichen Rumänien unter Ceausescu, in Erinnerungen als "Lichtungen", auf denen es Überraschendes zu entdecken gebe, und in die Erfahrung einer "fremden Existenz in der eigenen Heimat" - laut Platthaus Wolffs großes Thema -, findet der Kritiker inhaltlich fesselnd und sprachlich ebenso präzise wie "unprätentiös". Ein Buch über eine große Leidenschaft, in der auch klar das Leiden steckt; durchzogen vom "Sprachzauber einer polyglotten Welt", in der Wolff selbst aufwuchs. Der Kritiker applaudiert.
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