Franzobel

Rechtswalzer

Kriminalroman
Cover: Rechtswalzer
Zsolnay Verlag, Wien 2019
ISBN 9783552059221
Kartoniert, 416 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Der erfolgreiche Getränkehändler und Barbesitzer Malte Dinger ist ein Glückspilz. Als er jedoch unverschuldet in die Fänge der Justiz gerät, steht plötzlich seine ganze Existenz auf dem Spiel. Für den Balkan-Casanova Branko ist das Leben da schon vorbei. Vieles deutet darauf hin, dass er das Opfer abseitiger sexueller Praktiken geworden ist, doch Kommissar Groschen glaubt nicht recht daran. Das Verhältnis Brankos zu der lustig gewordenen Witwe des Bautycoons Hauenstein bringt dann die Machenschaften der neuen rechtsnationalen Regierung ans Licht, die den bevorstehenden Opernball als Propagandaspektakel inszenieren will. Franzobels neuer Krimi spielt in der Zukunft, ist aber brandaktuell.

Im Perlentaucher: Da gehen wir konträr

Franzobels Krimi-Satiren ersparen den Österreichern nichts. Das Figurenarsenal setzt sich vorzugsweise aus Hysterikern, Heuchlern und blasierten Honoratioren zusammen, serviert werden Blunzengröstel und Grammelknödel, es riecht in diesem Land "nach Doppelmoral, Weihrauch und kleinen Herzen". Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.06.2019

Mit seiner Krimifarce "Rechtswalzer" reiht sich der österreichische Schriftsteller Franzobel ein in die Riege der Schriftsteller, die - wie Gudrun Lerchbaum mit "Wo Rauch ist", Max Annas mit "Finsterwalde" oder Christine Lehmann mit "Die zweite Welt" - in jüngster Zeit politische Krimis veröffentlicht haben, erklärt Rezensentin Kirsten Reimers. Bei Franzobel geht's um eine neue Partei, Limes, die im Österreich des Jahres 2024 an die Macht gekommen ist und langsam das demokratische System aushöhlt. Der Großteil der Bevölkerung schweigt, weil es ihm - noch - besser geht mit den Populisten. Andere kommen unter die Räder, erfahren wir. Während ein Protagonist lernt, wie schnell man in einer Diktatur auch als braver Bürger nach unten fallen kann, ermittelt ein Kommissar in einem Mordfall, in den auch die Partei verwickelt ist. Reimers findet das wie immer bei Franzobel gut geschrieben (manchmal fast etwas zu gut), witzig, manchmal geschmacklos und fast unheimlich aktuell. Eine "scharfzüngige Gesellschaftsanalyse", lobt sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.04.2019

Auf Schund und Schmäh kann sich Martin Halter bei Franzobel verlassen. Auch wenn der Autor seiner Meinung nach einem Houellebecq nicht das Wasser reichen kann, fühlt er sich gut unterhalten mit diesem Buch, in dem Sprachwitz, Kalauer, Trash, Satire und Sci-Fi ordentlich durchgewalkt werden und einen Polit-Krimi im neupopulistischen Österreich des Jahres 2024 ergeben. Zwei Handlungsstränge macht Halter aus: Einer spielt im Knast, dessen Gepflogenheiten Franzobel laut Rezensent sehr schön recherchiert hat, der andere im Provinzidyll Untergrutzenbach. Komisch sind beide, verspricht Halter, dem die Gemütlichkeit des Ganzen durchaus zusagt, auch wenn die vielen Exkurse im Buch zu Opernball, Klimt und Hastenichtgesehen den Thrill etwas herunterkühlen, wie er feststellt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter