Armin Nassehi
Gesellschaftliche Grundbegriffe
Ein Glossar der öffentlichen Rede
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406807671
Gebunden, 399 Seiten, 29,90 EUR
ISBN 9783406807671
Gebunden, 399 Seiten, 29,90 EUR
Klappentext
Armin Nassehi erklärt in seinem neuen Buch die zentralen gesellschaftlichen Grundbegriffe der Gegenwart. Was bedeutet es, wenn wir von Demokratie, Freiheit, Gleichheit/ Ungleichheit, Identität, Krise und Fremdheit sprechen? Diese Begriffe haben allesamt auch eine Herkunft im akademischen Kontext, haben in öffentlichen Debatten aber mit ihrem praktischen Gebrauch längst ein Eigenleben entwickelt. Von dort wirken sie übrigens auf den akademischen Begriffsgebrauch zurück. Nassehi bringt nun Ordnung in den Diskurs - nicht indem er eine "richtige" Begriffsbedeutung festlegen will, sondern indem er darüber aufklärt, welche offensichtlichen, aber auch welche versteckten Funktionen der Gebrauch dieser Grundbegriffe erfüllt. Er ist sich freilich dessen gewiss, dass, wie Niklas Luhmann einmal bemerkte, die Soziologie "neue Selbstbeschreibungen der Gesellschaft allenfalls anbrüten, nicht aber durchsetzen" kann. Armin Nassehis Sammlung gesellschaftlicher Grundbegriffe ist keine oberlehrerhafte Aufforderung zum richtigen Sprechen. Vielmehr werden die Begriffe methodisch danach abgeklopft, welche Funktion sie in Debatten haben. Die Grundfrage ist stets, für welches Problem solche Begriffe und ihr Gebrauch die Lösung sind. Gesellschaftliche Grundbegriffe wie Demokratie, Freiheit, Gleichheit/Ungleichheit, Identität, Krise und Fremdheit haben nicht nur eine lexikalische Bedeutung, die man historisch herleiten kann, sondern eben auch eine praktische Bedeutung durch ihren Gebrauch in Debatten. Wer erkennt, welche Funktion manche Begriffe haben, was sie zeigen und was sie verbergen, hat womöglich das Rüstzeug, öffentliche Debatten besser zu verstehen. Dabei richtet sich der Fokus in Nassehis Buch nicht nur auf den öffentlichen Gebrauch jener begrifflichen Vernunft, sondern auch auf die soziale Herkunft der Begriffe aus den Sozialwissenschaften - und auf die Art und Weise, wie sie vom öffentlichen Diskurs auf jene Wissenschaft zurückwirken.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.11.2023
Rezensent Harry Nutt ist dem Soziologen Armin Nassehi dankbar, dass er in seinem neuen Buch das "Debattenkarussell" verlangsamt. Ein großes Problem im öffentlichen Diskurs seien "frei flottierende Semantiken": Wissen aus zweiter Hand, dass nicht überprüft, aber fröhlich weiterverbreitet wird, wie Nutt am Beispiel des Skandals um Richard David Prechts Äußerungen zum Judentum festmacht. Gleichzeitig macht Nassehi deutlich, wie sehr die öffentliche Debatte emotional aufgeladen ist, so Nutt. Dabei wird mit unscharfen Begriffen hantiert, die eigentlich einer Definition bedürften. Das hole Nassehi nach und widme sich beispielsweise den verschiedenen Bedeutungsdimensionen des Wortes "Gesellschaft". Der Rezensent freut sich über dieses kluge, inspirierte und gleichzeitig amüsante Handbuch.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.10.2023
Rezensent Hans Hütt versteht das neue Buch des Soziologen Armin Nassehi als "begriffshistorischen Ordnungsruf": Die Buchvorstellung in der Berliner Urania macht ihm klar, dass es dem Autor vor allem darum geht, wieder für ein gemeinsames, geteiltes Verständnis von Begriffen zu sorgen, mit denen gesellschaftlich operiert wird. Hütt beobachtet eine zunehmende Tendenz dahin, dass das Verstehen erschwert wird, wenn es keine gemeinsame Grundlage - und vor allem auch keine Bereitschaft zum Verstehen - gibt. Dieser Entwicklung zumindest ein Stück weit begegnen zu können, das erhofft er sich von Nassehis Buch.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.10.2023
Rezensent Christoph Möllers stellt wohlwollend fest, dass im Buch des Soziologen Arnim Nassehi zwar nicht alles neu, aber immerhin "frisch gedacht" ist. Den leichten Mangel an Hinwendung zur öffentlichen Debatte kann er Nassehi verzeihen und freut sich über dessen aufschlussreiche Begriffsauswahl von Demokratie über Gleichheit bis Populismus und die in sachlichem Ton hinter ihnen sichtbar gemachte Theoriegeschichte. Ein paar mehr Referenzen zu Klassikern der Theorie wie Paine oder Jefferson und weniger zu Nassehi selbst hätten dem Band gut gestanden, meint Möllers augenzwinkernd.
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buecher.deBuch in der Debatte
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