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Suchwort: "Rede"
Rubrik: Tagtigall - 20 Artikel - Seite 1 von 2
Tagtigall 26.06.2023 […] nicht zu hören wäre. Mit ihren Versen bewohnt und begeistert sie gewissermaßen die Räume der Besiegten. Damit die Sieger zu siegen aufhören. "Motherless mother tongue" lautete der Titel ihrer Berliner Rede, "die mutterlose Muttersprache".
Kim Hyesoon folgt keinem Kanon, weder einem traditionell koreanischen noch einem westlichen; und sie kontert nichts. Folgt ganz der eigenen Spur. Freiheitlich, weiblich […] warum sie schreibe und was das alles zu bedeuten habe, sagt sie, dass sich ihre Stimme, weil sie hier nicht leben könne, einen Geist erschaffen habe. "Ich habe drei Fehler gemacht", zitiert sie in ihrer Rede die Dichterin Nanseolheon, die in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte: "In diesem Land geboren zu sein. In diesem Land als Frau geboren zu sein. Geheiratet zu haben." Ein Bedauern, dem sich Kim […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 13.05.2022 […] die an wechselnden Orten gastierten, darunter im Neubau des 2009 eingestürzten Kölner Stadtarchivs. Doch anders als bei den fahrenden Sängerinnen des Mittelalters war in Köln von Liebe weniger die Rede. Dank der immerwährenden Neugier, dem beherzten Temperament und der poetischen Intensität gelang es der Autorin und diesjährigen Kuratorin, Uljana Wolf, dass die von ihr geladenen Dichter, Musiker, […] Aspekte ihrer Kunst entfalteten. Ein großes Panorama dichterischer Aufbrüche in unserer Zeit.
Auch wenn vom derzeitigen Angriffskrieg der Russen gegen die Ukraine auf den Podien explizit nur manchmal die Rede war, brachten die "opaken klingenden Archive" (Wolf) der Dichtung Gewalterfahrungen und Traumata in Bewegung. So manches erinnerte an Dantes "Durch mich geht man hinein zur Stadt der Trauer,/ Durch […] ch und Kriegsrecht in Chile ins kollektive Gedächtnis zurück. Unter dem an den 11. September 1973 erinnernden Titel 11 kollagiert er Zitate aus verschiedenen Reden und Zeugnissen - aus der letzten Rede Salvador Allendes, aus Reden General Pinochets, aus Berichten von Gefolterten, und Regierungs-Verlautbarungen: "Die Öffentlichkeit wird darüber informiert, dass heute, am __.__.____ um __:-- Uhr gemäß […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 06.03.2022 […] Gitter zu bringen, / Der Teufel hat für sie nur den bleifarbenen Himmel." Jeder ahnte, schon damals, wer "der Teufel" ist. Und jetzt erkennen auch wir, welchen bleifarbenen Himmel er damals besang.
Rede, rede, Hauptsache es redet jemand
es ist wichtig, dass unser beider Stimmen
immer zu hören sind.
Alles beginnt erst.
Und wenn du von den Konzerten und Versammlungen heimgehst,
spürst du, wie stark die […] Russische Medien, die die Ukraine erreichten, vermittelten den Eindruck, als stünde eine Militärinvasion unmittelbar bevor. Dann ruft Biden Putin an - und plötzlich ist in den Medien von Entspannung die Rede. (…) Die Kriegspropaganda (...) wurde sofort heruntergefahren. Und es entstand der Eindruck, dass ein Anruf Hunderte, vielleicht Tausende von Leben retten kann. Verstehen Sie, was ich meine? So etwas […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 31.10.2016 […] Kulturen in sein Land zu transportieren. Im Schreiben wie im Übersetzen will er die erstarrten Gesten auftauen, die Dämonen bändigen. Ob die Menschen ins Reden kommen, wenn man lange genug hinschaut? "Rede, Rede. Hauptsache es redet jemand/ es ist wichtig, dass unser beider Stimmen / Immer zu hören sind." liest man. "Ich spiele und tue alles, damit sie ihre Energie zurückbekommen", erzählt er im Gespräch […] miterlebt, sagt er, wie sich die ukrainische Gesellschaft vor seinen Augen geformt und umgeformt hat. Bis heute. Dieser Prozess hat sein Schreiben geprägt, auch wenn von der großen Politik nirgends die Rede ist. Dafür bevölkert seine Kunst alles, was diese Menschenwelt in seiner Heimat zusammenhält.
Gleich in diesem ersten Gedicht des Bandes wird deutlich, in welchem Ausmaß der Tod sich ins alltägliche […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 22.09.2016 […] fadengehefteten Reden broschiert unters Volk bringen, wird in Berlin fest gebunden. Der muss am märkischen Sand liegen.
Die erste Berliner Rede zur Poesie hielt der Dichter Oswald Egger und seine Rede wich deutlich ab vom gedruckten Text. Noch bis Samstag kann man die Rede dankenswerterweise im Deutschlandradio hören (ab 14:07, ob das Haus für Poesie sie auf seine Webseite stellt?):
nachhören (ab 14:07) […] dem äußerst aktuellen Satz
"Es gibt Grenzen - aber stimmt das"
Und tatsächlich tauchen die Grenzen, wie so vieles in dieser Rede, immer wieder auf. Alle Begriffe, Gegenstände, Ideen und Klänge werden bei Egger gedreht und gewendet; man denkt bei "Grenze" im Laufe der Rede nicht nur an die geöffneten Grenzen des Staates, nicht nur an die Grenzen des Abendlandes oder an den Ruf nach "Obergrenzen", […] wie also bekomme ich veränderte, und nicht nur neu zusammengesetzte Welten...
, fragt Egger mitten in der Rede. Erstaunlich, wie beiläufig hier Worte die dringendsten Fragen des Heute stellen. Bei der Feier ging es zeitweise ziemlich heilig zu, doch Egger unterläuft solchen Ton. In seiner Rede zitiert und variiert er munter Dichterstimmen aller Zeiten und verteidigt so den Bestandscharakter der Welt […] Von
Marie Luise Knott