Magazinrundschau - Archiv

New Internationalist

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 04.06.2024 - New Internationalist

(via Africa is a Country) In jüngster Zeit sind Bilder aufgetaucht, die sudanesische Frauen zeigen, die sich bewaffnen und das Schießen lernen. Das hat viel damit zu tun, dass der Staat sie gegen die sexuellen Übergriffe im Krieg des Militärs gegen die islamistischen Milizen der Rapid Support Forces (RSF) nicht schützt, berichtet Raga Makawi: "In den ersten neun Monaten des Krieges häuften sich Berichte über ausufernden sexuellen Missbrauch. Mehrfach wurde von männlichen Verwandten berichtet, die entweder getötet oder gefoltert wurden, wenn sie ihre Frauen, Mütter oder Schwestern verteidigen wollten, die in ihrer Gegenwart von RSF-Angreifern vergewaltigt wurden. Die soziale Stigmatisierung von Vergewaltigungen führt aber auch zu gewalttätigen präventiven Reaktionen von und gegen Frauen, die von Zwangsverheiratungen, manchmal mit RSF-Kämpfern, bis hin zum Selbstmord reichen. Lokale Organisationen, die vor Ort in Khartum über den Sudan berichten, erklären, dass die Binnenvertreibung vor allem durch die Angst vor unprovozierten Repressalien der RSF gegen Frauen und Mädchen ausgelöst wird. Die Aktionen der Miliz lassen auf extreme Demütigungstaktiken schließen, die denen während des Völkermords in Darfur nicht unähnlich sind. Ihr Verhalten scheint der seit langem verfolgten Politik der verbrannten Erde der Miliz zu entsprechen. In einem weit verbreiteten Beitrag in den sozialen Medien rühmte sich ein RSF-Mitglied, dass Frauen wie auch jeder Besitz in den eroberten Gebieten als Kriegsbeute gelten und nach dem Kriegsrecht ihr ausschließliches und unbestreitbares Recht sind. ... In ihrem preisgekrönten Bericht über die Epidemie sexueller Gewalt nach Ausbruch des Krieges im April 2023 beschrieb die sudanesische Journalistin Dalia Abdelmonim, wie sudanesische Frauen sich auf einem Terrain der Unsicherheit und Gesetzlosigkeit bewegen, das Khartum in Abwesenheit von Strafverfolgungsbehörden umgibt. In dem Bericht wird ein Vergewaltigungsopfer zitiert, das flehte: 'Lass die anderen Soldaten nichts sehen', ein verzweifelter Versuch, den Schaden zu minimieren."

Magazinrundschau vom 16.02.2021 - New Internationalist

Was ist schwarz? Eine Rasse? Eine Hautfarbe? Welche Kriterien gelten, und können sie von Land zu Land verschieden sein? In einem sehr lesenswerten Artikel erzählt Rahila Gupta, die 1975 nach Britannien kam, wie sie sich erst als indisch, dann als asiatisch und schließlich als schwarz definierte. Hintergrund sind die politischen Kämpfe der siebziger Jahre bis heute gegen Diskriminierung. Schwarz als politischer Begriff stand eine Zeitlang für die Solidarität von Asiaten, Afrikanern und Einwanderern von den Westindischen Inseln, die von den Briten kolonisiert, versklavt oder diskriminiert worden waren (selbst Iren konnten demnach "Schwarze" sein) und für den gemeinsamen antirassistischen, antiimperialistischen und antikapitalistischen Kampf. "Schwarz war ein rollender Stein, der Bedeutungen auflas, während er weiter rollte. Für schwarze Frauen war der Boden, auf dem sie standen, nicht nur durch Rasse und Klasse erodiert; auch das Geschlecht hatte ihn verunreinigt. Sie wussten, dass sie sich zusammentun mussten, um auf allen Ebenen zu kämpfen, dass der Kampf für rassische und sexuelle Gleichberechtigung untrennbar miteinander verbunden war; dass, wenn einer der beiden Kämpfe allein geführt wurde, der andere in Gefahr war, kompromittiert zu werden. In den 1970er und 1980er Jahren führte das Bewusstsein, dass die Belange von Frauen aus Minderheiten im weißen Feminismus keine große Rolle spielten, schwarze Frauen unter einem gemeinsamen Dach zusammen. Die Organization of Women of Asian and African Descent (OWAAD), die 1978 von afrikanischen Frauen gegründet wurde, war die erste schwarze Frauenorganisation, von der ich Kenntnis erhielt. ... Es spielte keine Rolle, wie ihre interne Zusammensetzung war oder welche ethnische Gruppe dominierte, denn Schwarz wurde als Organisationsprinzip akzeptiert. Heute hat nur noch eine einzige überlebt: Die Southall Black Sisters (SBS). ... Für die SBS bedeutete der Begriff 'Schwarz' die Befreiung von unseren religiösen und kastengebundenen Identitäten. Er bot Raum für eine säkulare Politik. Nationalistische und religiöse Kräfte, die die Identität auf immer engere Weise umformten, wurden in den 1980er Jahren durch die Finanzierungspolitik des Staates verschärft, die nach den Aufständen in Southall 1979 und Brixton und Moss Side 1981 eingeführt wurde, um die schwarzen Gemeinden zu beschwichtigen. Es war zum Teil dieser Ansturm auf die Gelder, der dazu führte, dass wir uns nicht nur in asiatisch, afrikanisch und karibisch aufteilten, sondern in indisch, pakistanisch, bangladeschisch, jamaikanisch oder nigerianisch."