450 Kilometer von
Havanna entfernt sitzt der
kubanische Dichter und Journalist
Raul Rivero eine zwanzigjährige
Gefängnisstrafe ab. Obwohl der 59-jährige schwer krank ist, weigert sich die Gefängnisaufsicht, ihm die benötigten Medikamente zu übergeben. "Sie wollen ihn
erniedrigen, um ihn innerlich zu brechen", hat seine Frau jüngst der Organisation
Reporter ohne Grenzen zu Protokoll
gegeben. In einem
Offenen Brief an den spanischen
Regierungschef,
Jose Luis Rodriguez Zapatero,
bittet nun der Chefredakteur der kubanischen Zeitschrift
Encuentro,
Manuel Diaz Martinez, gegen diese "menschenunwürdigen Haftbedingungen" zu
intervenieren. Der Umgang mit Rivero kontrastiere nur scheinbar mit den in letzter Zeit anderen politischen Gefangenen zugestandenen Hafterleichterungen, wie
Encuentro in einem weiteren Artikel zu diesem Thema
berichtet: "Weltweit ist
Kuba mit 26 Inhaftierten, nach China, mit 27, das
zweitgrößte Gefängnis für Journalisten. Sie wurden im März 2003 zusammen mit rund fünfzig Dissidenten verhaftet und zu Haftstrafen zwischen 14 und 27 Jahren verurteilt".
"Das von Hugo Chavez gewonnene Referendum ist für
Venezuela ein schlechtes Symptom. Nicht weil Chavez es gewonnen hat, sondern weil es überhaupt stattfand. Für die Demokratie ist eine
zweigeteilte Gesellschaft die denkbar schlechteste Nachricht",
schreibt Hector Aguilar Camin in einem kurzen pointierten Kommentar. Der mexikanische Romancier wundert sich sehr, wie jemand
so unseriöses wie Chavez derart erfolgreich sein kann. Das "
Mysterium Chavez ist das Mysterium des lateinamerikanischen Populismus. Irgendwer müsste mal erklären, wie ein für unsere Länder so schädlicher politischer Habitus weiterhin so erfolgreich sein kann und in der Vorstellung vieler Lateinamerikaner als
stolze,
würdige, in mancher Hinsicht
heroische und wahrhaft
volkstümliche Alternative gilt". Mehr aus der venezolanischen Innenperspektive
analysiert Yamila Rodriguez Eduarte den Ausgang des Referendums. Nach all den politischen Turbulenzen müsse Chavez sich nun dringend der Wirtschaft zuwenden. "Die zu Vorwahlzeiten
mit hohen Erdölpreisen finanzierte Spendierfreudigkeit wird nicht ewig andauern", mahnt sie an.
Alejandro Armengol indes versucht aus kubanischer Sicht den Erfolg von
"Lagrimas Negras" zu
erklären, einer wunderschönen Aufnahme
klassischer Boleros, die von Altmeister
Bebo Valdes vertont und von Flamenco-Größe Diego
"El Cigala" gesungen werden. In Spanien ist diese geradezu
perfekte Platte schon seit bald zwei Jahren ein nur mit
Buena Vista Social Club vergleichbares Phänomen. Obwohl auch von einem Kritiker der
New York Times zur besten CD von 2003
erkoren, soll sie erst jetzt in Deutschland
erscheinen. Entscheidend sei das auf das Wesentliche reduzierte Klavierspiel des Virtuosen Bebo Valdes, meint Armengol. "'Lagrimas Negras' lässt uns mit dem Gefühl zurück, noch ein bisschen
in der Bar ausharren zu wollen, bis Sänger und Pianist zurückkehren". (Hier was zum
Hören, einen Augenblick warten, dann geht's los)