Magazinrundschau
Keine Sünde, keine Vergebung
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
12.12.2023. Quo vadis, slowakische Kultur, fragt Artalk. La vie des idees erinnert an Qatargate. Eurozine erinnert an den türkischen Feminismus vor Atatürk. Die London Review taucht mit Eric Williams in die kapitalistische Geschichte der Sklaverei ein. Der New Yorker lernt mit Charlie Swanton, wie Krebs entsteht. In Quillette fragt Steven Pinker, wie eine eine Bewegung von frauenfeindlichen, homophoben, völkermordenden Fanatikern zum Darling vieler Linker werden konnte. In Qantara wirft ARD-Korrespondent Stefan Buchen der Bundesregierung vor, eine rechtsextreme Regierung in Israel zu unterstützen. Wired porträtiert Joe Weisberg, Autor der Serie "The Americans", .
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London Review of Books (UK), 12.12.2023
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Kevin Okoth stellt die ruandische Autorin Scholastique Mukasonga vor: "Die Hutu-Behörden in Ruanda, so schreibt sie in 'Frau auf bloßen Füßen', nannten die Tutsi 'inyenzi, Kakerlaken, Insekten, die es zu verfolgen und schließlich auszurotten galt' dar. Der Begriff 'inyenzi' beschwor das Bild eines Feindes herauf, der überall und unter allen Bedingungen überleben konnte, eine allgegenwärtige Kraft, die die Hutu-Zivilisation untergraben hatte. Mukasongas literarisches Projekt, das Memoiren, Romane und Kurzgeschichten umfasst, ist eine Antwort auf diese Entmenschlichung, indem es das Leben der Tutsi aus den Trümmern der ruandischen Geschichte zurückfordert. ... In ihrem Roman 'Kakerlaken' kritisiert Mukasonga die Kultur des Schweigens, die den Versöhnungsprozess nach dem Völkermord geprägt hat. Gegen Ende des Buches erzählt sie von ihrem letzten Besuch in Ruanda vor dem Völkermord. Ihre Eltern geben eine Willkommensparty, um ihre Rückkehr zu feiern, aber die Anwesenheit einer 'Familie von Fremden' beunruhigt Mukasonga. Sie erfährt, dass es sich bei den neuen Nachbarn um Hutus aus dem Norden des Landes handelt, denen ein Platz am anderen Ende unseres Feldes zugewiesen wurde. Siebenunddreißig Mitglieder ihrer Familie werden während des Völkermords getötet, doch als sie ein Jahrzehnt später, im Jahr 2004, zurückkehrt, bewohnen diese Nachbarn immer noch dasselbe Feld. Sie stellt den Familienvater zur Rede, doch der behauptet, nie etwas von Mukasongas Eltern gehört zu haben. Sie beschimpft ihn. Schließlich gibt er zu, dass er sie gekannt hat, fügt aber schnell hinzu, dass er zur Zeit des Völkermords nicht da war ('im Kongo'). Es bleibt uns überlassen, unsere eigenen Schlüsse zu ziehen."
Weitere Artikel: Tom Hickman schreibt über das Scheitern des Versuchs der britischen Regierung, Asylsuchende nach Ruanda zu deportieren. Colin Burrow bespricht den neuen Roman von Zadie Smith, "Betrug". Neal Ascherson liest zwei Bücher über die Deutschen: "Diesseits der Mauer" von Katja Hoyer und "Aufbruch des Gewissens" von Frank Trentmann. Madeleine Schwartz erkundet das brutalistische Paris.
Quillette (USA), 01.12.2023
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Meduza (Lettland), 08.12.2023
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Außerdem: Wladimir Putin kündigt seine erneute Kandidatur während eines Empfangs von Militärs aus den "befreiten Gebieten" im Donbass an.
La vie des idees (Frankreich), 11.12.2023
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New Statesman (UK), 11.12.2023
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Artalk (Tschechien / Slowakei), 12.12.2023
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"Quo vadis, slowakische Kultur?", fragt die slowakische Kunsthistorikerin und Kuratorin Barbora Komarová besorgt. Was sich Martina Šimkovičová, einst Fernsehmoderatorin, zuletzt Betreiberin des Desinformationsportals TV Slovan und jetzt neue Kulturministerin der Fico-Regierung, auf die Fahnen geschrieben hat, lautet, wie Komarová zitiert, so: "Andere Kulturen zu respektieren, bedeutet nicht, die slowakische Kultur mit einer anderen zu vermischen, und das, meine Damen und Herren, ist meine Vision: den Kultursektor auf dem slowakischen Kulturerbe, den Erbauern und geschichtlichen Meilensteinen der slowakischen Nation zu errichten." Zwar habe man, so Komárová, den zunächst ernannten ersten Staatssekretär im Kulturministerium Štefan Kuffa gleich wieder abgesägt und ins Umweltministerium abgeschoben, nachdem dieser geäußert habe, man werde "Jesus Christus als König der Slowakei inthronisieren", dafür wurde nun aber Mário Maruška zum ersten Kulturstaatssekretär ernannt, der laut Komárová, "keinerlei Erfahrung in diesem Bereich hat und in den letzten 15 Jahren Leiter des Sicherheitsdienstes war". Ferner bekam Lukáš Machala den Posten des Generalsekretärs des ministeriellen Dienstbüros, "ebenfalls ein bekannter Verbreiter von Desinformationen und Verschwörungstheorien über die Illuminaten sowie Fan des russischen Präsidenten Putin", so Barbora Komárová. Ein konkretes Beispiel für den neuen Wind, der auch gegen die LGBTIQ-Community anbläst, ist die Empörung von Ministerin Šimkovičová über ein Gemälde des Künstlers Andrej Dúbravský in einer Ausstellung der Galéria Slovenského rozhlasu, das zwei nackte, sich umarmende Männer zeigt. Die Kulturministerin, die sich nach eigenen Worten "daran gestört" habe, aber leider ihre Hände gebunden sehe, dagegen vorzugehen, verkündete, es seien dahingehende "Gesetzesänderungen in Vorbereitung. Es geht darum, dem Kulturministerium größere Kompetenzen zugeben, damit wir auf irgendwie auf solche Dinge Einfluss nehmen können" - dies die Worte der Ministerin.
Eurozine (Österreich), 11.12.2023
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La regle du jeu (Frankreich), 11.12.2023
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Elet es Irodalom (Ungarn), 08.12.2023
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Tablet (USA), 07.12.2023
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The Insider (Russland), 05.12.2023
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Wired (USA), 05.12.2023
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Qantara (Deutschland), 12.12.2023
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New Yorker (USA), 18.12.2023
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Außerdem: Anthony Lane sah im Kino Jonathan Glazers "The Zone of Interest" über Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz, Rudolf Höß.
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