Magazinrundschau
Mein Ich-Inhalt ist sehr klein
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
04.01.2022. Der New Yorker sieht die Iraner schon als die Herren des Nahen Ostens: Die Waffen dafür haben sie jedenfalls. Bloomberg porträtiert den Koblenzer Tobi Lütke, der von Kanada aus Amazon Konkurrenz macht. In Atlantic kritisiert David Brooks die amerikanischen Konservativen als unamerikanisch und unkonservativ. Die London Review blickt auf den illegalen Ölhandel Nigerias, der nur wenige reich macht. The Intercept fragt: Ist mein Impfausweis ein Überwachungstool? Im Van Magazin dreht Heiner Goebbels ein Orchester um neunzig Grad.
New Yorker (USA), 10.01.2022
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Weitere Artikel: Peter Hessler erzählt in einem Brief aus Fuling von der Reform-Generation in China. Elizabeth Kolbert versucht mit der Lektüre von Lilliana Masons "Uncivil Agreement: How Politics Became Our Identity" und dem Werk von Henri Tajfel zu verstehen, wie die Amerikaner sich derart polarisieren konnten. Parul Sehgal denkt über den Wert eines zünftigen Traumas für Filmemacher nach. Anthony Lane sah im Kino Pedro Almodovars "Parallele Mütter". Und Alex Ross stellt das Monumentalprojekt der Flötistin Claire Chase vor, die von 2013 bis 2036 das Flötenrepertoire mittels Aufträge entscheidend erweitern will und 2022/23 die ersten Konzerte mit der neuen Musik aufführen will.
Elet es Irodalom (Ungarn), 22.12.2021
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Bloomberg Businessweek (USA), 03.01.2022
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London Review of Books (UK), 03.01.2022
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Weiteres: Adam Phillips versucht, dem Aufgeben etwas Positives abzugewinnen. Patricia Lockwood nähert sich vorsichtig Karl Ove Knausgard. Alan Bennett erzählt sein Jahr 2021.
The Atlantic (USA), 03.01.2022
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Außerdem: Anne Applebaum empfiehlt dringend zwei Bücher zur Lektüre, die sich mit Geldwäsche und Korruption in den USA befassen: Casey Michels "American Kleptocracy" und Tom Burgis' "Kleptopia". Für Journalisten ist das ein verdammt undankbares Thema, erinnert sie die Leser, die bei der etwas trockenen Lektüre zu schnell aufzugeben drohen: "Es ist eine große Herausforderung, ein umfassendes Bild der Korruption zu vermitteln, von den Anfängen eines Systems bis zu seinen langfristigen Auswirkungen. 'American Kleptocracy' und 'Kleptopia' erforderten jahrelange sorgfältige Berichterstattung; beide wiederum erfordern Konzentration beim Lesen."
Lidove noviny (Tschechien), 26.12.2021
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Intercept (USA), 01.01.2022
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VAN (Deutschland), 22.12.2021
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Quillette (USA), 29.12.2021
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Merkur (Deutschland), 04.01.2022
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Der Soziologe Andreas Reckwitz hat mit seiner Deutung einer krisenhaften Mittelschichtsgesellschaft großen Einfluss gewonnen. Reckwitz zufolge spaltet sich die Mittelschicht in eine alte, die von Facharbeit und Nationalstaat geprägt ist, sowie eine neue, die - von Universität und kosmopolitischem Lebensstil geprägt - kulturell den Ton angibt. Nils C. Kumkar und Uwe Schimank finden Reckwitz' Theorie schon deshalb suspekt, weil sie so viel Anklang findet. Und auch seine unrevolutionären Lösungsvorschläge behagen ihnen nicht: "Es geht um die politische Re-Regulierung eines aus dem Ruder gelaufenen kulturellen und ökonomischen Liberalismus. Etwas konkreter heißt das etwa, es bedürfe eines 'neuen Gesellschaftsvertrags', der die Menschen nicht länger in Erfolgreiche und Versager unterteilt, sondern 'die gesellschaftliche Notwendigkeit gleichermaßen aller Tätigkeiten prinzipiell anerkennt'. Auch die staatliche Bereitstellung vieler Infrastrukturen - nach einer Ökonomisierungs- und Privatisierungspolitik - müsse revitalisiert werden, und angesichts des Ausmaßes kultureller Heterogenität müsse eine 'Arbeit an kulturellen Grundwerten und einer von allen geteilten kulturellen Praxis' geleistet werden. Es ist nicht so, dass Reckwitz sich diese Aufgaben einfach vorstellt - aber dennoch in der entscheidenden Frage, wer denn die Koalition der Träger dieser Re-Regulierung sein könnte, viel zu einfach, wenn er die 'Chance' erblickt, dass es einen 'aufgeklärten und selbstkritischen Teil' der 'neuen Mittelklasse' gibt, mit dem sich 'Teile der alten Mittelklasse sowie der prekären Klasse' verbünden könnten. Genauer wird er nicht, und hätte er es versucht, wäre ihm sicher selbst aufgefallen, dass ein solcher 'historischer Kompromiss' ein Luftschloss ist. Ganz abgesehen davon, dass Reckwitz hier nur der 'neuen Mittelklasse' die Fähigkeit zur Selbstkritik zuspricht, während die anderen beiden Klassen offenbar - drastisch formuliert - so tumb, wie sie sind, genommen werden müssen (ein Angehöriger der 'alten Mittelklasse' müsste hier berechtigterweise einwenden: Noch in der Selbstkritik überheblich!)."
New York Times (USA), 27.12.2021
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