Magazinrundschau
Software in chinesischen Köpfen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
27.11.2007. In der Boston Review zeichnet Abbas Milani das ultimative Porträt Mahmud Achmadinedschads. Outlook India untersucht eine neue Männerbewegung gegen Ex-Ehefrauen. In Literaturen feiert Daniel Kehlmann die federnde Grammatik des Heinrich von Kleist. Nepszabadsag und Elet es Irodalom grübeln intensiv über die ungarische Krise. Der New Yorker trotzt einer Sauerei. Al Ahram staunt über islamisches Leben in New York. Im Nouvel Obs erklärt Anthony Giddens das europäische Sozialmodell für gescheitert. Der Spectator findet: ein Kretin gehört nicht ins Gefängnis, auch wenn er Bin Laden feiert. Die New York Times sucht Selbstmordattentäter in Marokkos Tetouan.
Boston Review (USA), 01.11.2007
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Outlook India (Indien), 03.12.2007
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Weiteres: Shruti Ravindran besucht die Schauspielerin und Kochbuch-Kultautorin Madhur Jaffrey, von der zuletzt "The Ultimate Curry Bible" erschien (hier einige ihrer Rezepte). Der Autor C.P. Surendran legt sich mit dem Nationalheiligen Shah Rukh Khan an, dessen "Universum allein um sich selbst" kreise.
Literaturen (Deutschland), 01.12.2007
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Weitere Artikel: Christoph Bartmann bespricht Dietmar Daths neuen Roman "Waffenwetter", vielmehr: feiert "die Dath-Welt als eine der inspirierendsten Romanwelten, in denen man heute leben kann". Helmut Frielinghaus hat Philip Roths Roman "Exit Ghost" gelesen, Annette Zerpner Hörbücher mit autobiografischen Texten von Daniel Hope und Saul Friedländer gehört. Manuela Reichart bespricht Anna Ditges Film "Ich will dich" über die Dichterin Hilde Domin.
Nur im Print schreiben Brigitte Kronauer über Joseph Conrad und Ulrike Draesner über Gottfried Benn.
Rue89 (Frankreich), 25.11.2007
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Prospect (UK), 01.12.2007
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Weitere Artikel: Richard Jenkyns, in Oxford lehrender Professor für die klassische Tradition, fragt: "Brauchen wir einen literarischen Kanon?" Gewiss schade es nicht, sich in der Tradition auszukennen, meint er, warnt aber auch: "Ohne persönliche Vorlieben gibt es keine wirkliche Kultiviertheit." In der Titelgeschichte plädiert David Goldblatt - ohne auf die aktuelle Misere des britischen Fußballs einzugehen - dafür, den Sport ernst zu nehmen.
New Statesman (UK), 26.11.2007
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Weiteres: Flora Bagenal stellt die chinesische Rockband Snapline vor. Robert Turnfull besucht das neue, von Paul Andreu gebaute Nationaltheater in Peking und fragt sich, für wen hier gespielt werden soll.
Foglio (Italien), 24.11.2007
Bruno Giurato stellt Gaetano "James" Senese vor, den italienischen "Maradona des Saxofons", der einen Afro, eine Website mit Musikbeispielen und eine Biografie von Carmine Aymone vorweisen kann. "Gaetano Senese borgte sich den Namen vom Vater, und in gewisser Weise kommt auch das Saxofon von ihm. Senese ist der Sohn des Soldaten James Smith aus North Carolina, der in Neapel mit der Fünften Armee ankam, und der nach achtzehn Monaten nach Amerika zurückkehrte und auf keinen Brief mehr antwortete. 'Ich wusste, dass mein Vater, wenn er nicht zurückgekommen war, um mich zu holen, es einfach nicht konnte. Alles klar? Mein Vater hat mich nach eineinhalb Jahren verlassen, nicht sofort. Dass er nicht wieder kam, rührt daher, dass es ihm unmöglich war. Alles klar?' Als James acht Jahre alt war, kam seine Mutter Anna mit einer leeren Schallplattenhülle von John Coltrane in die Wohnung. 'Schau Dir diesen Mann an, er ist wie Dein Vater.' Ab jetzt wollte James Saxofon spielen."
Weitere Artikel: Ugo Bertone porträtiert Arkadi Nowikow, Russlands Promikoch. Gabriella Mecucci untersucht, warum Pablo Picassos Meisterwerk "Guernica" nach sechzig Jahren unterschiedlichster politischer Inanspruchnahme immer noch so frisch ist. Paola Peduzzi beäugt den wachsenden Einfluss der Alumni von Goldman-Sachs in Wirtschaft und Politik.
Weitere Artikel: Ugo Bertone porträtiert Arkadi Nowikow, Russlands Promikoch. Gabriella Mecucci untersucht, warum Pablo Picassos Meisterwerk "Guernica" nach sechzig Jahren unterschiedlichster politischer Inanspruchnahme immer noch so frisch ist. Paola Peduzzi beäugt den wachsenden Einfluss der Alumni von Goldman-Sachs in Wirtschaft und Politik.
Dissent (USA), 01.10.2007
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Die Herbstnummer von Dissent bringt übrigens auch ein schönes Dossier über Frankreich.
Nepszabadsag (Ungarn), 24.11.2007
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Elet es Irodalom (Ungarn), 23.11.2007
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Einen weiteren Grund für die Krise in Ungarn sieht der Dichter Szilard Borbely im Fehlen einer starken Mittelschicht: "In der Mitte befinden sich die Angestellten, die jene alten Reflexe weiter vor sich herwälzen, die während der seit Generationen andauernden Abhängigkeit vom Staat entstanden sind. Diese Schicht ist grundsätzlich servil, ihr fehlt traditionell die Freiheit der bürgerlichen Mentalität. Seit sozialistischen Zeiten schon will die Politik diese Schicht nicht gewinnen, sondern disziplinieren. Dies geschieht mal durch gesetzliche, mal durch wirtschaftliche Maßnahmen. Ohne eine existenzielle Sicherheit kann es auch keine Rechtssicherheit geben - das hat der Sozialismus tief eingeprägt. Das Proletariat, die potenziellen Revolutionäre erkennt man angeblich daran, dass sie nichts zu verlieren haben. Das Proletariat der heutigen ungarischen Gesellschaft kann aber entweder seine Kredite oder seine finanziellen Beihilfen verlieren. Das Bürgertum im klassischen Sinne verschwand bereits während des Sozialismus. Und mit ihm das Rechtsbewusstsein und die bürgerliche Mentalität."
New Yorker (USA), 03.12.2007
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Weiteres: Michael Specter berichtet über eine evolutionäre Entdeckung bezüglich Viren, und geht der Frage nach, warum Forscher deaktivierte Retroviren wieder zum Leben erwecken. John Updike rezensiert den Roman "A free Life" des aus China stammenden Amerikaners Ha Jin (Pantheon). Alex Ross resümiert den Auftritt der Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle beim New Yorker Festival "Lights in Berlin" in der Carnegie Hall. Und David Denby sah im Kino "The Diving Bell and the Butterfly" von Julian Schnabel und die Komödie "The Savages" von Tamara Jenkins. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "The Visitor" von Marisa Silver und Lyrik von Gerald Stern, James Richardson und Richard Kenney.
Gazeta Wyborcza (Polen), 24.11.2007
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Besprochen wird die Ausstellung "Seduced: Art and Sex from Antiquity to Now" im Londoner Kunstzentrum Barbican. "Wenn man mehrere hundert Kunstwerke gesichtet hat - von antiken Skulpturen bis zu zeitgenössischen Fotografien, auf denen Pornostars zu sehen sind - muss man feststellen, dass das Set an Emotionen, die mit Sex verbunden sind, immer gleich bleibt: Verlangen, Scham, Abscheu, Freude." Ob etwas Pornografie oder Kunst ist, hängt dabei allein vom Kontext ab: "Würde man die antike Statue eines nackten Titanen in einem Sex-Shop aufstellen, gälte sie als Pornografie, nicht als Kunst", sagt der Kurator Martin Kemp im Gespräch.
Guardian (UK), 25.11.2007
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Al Ahram Weekly (Ägypten), 22.11.2007
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Weitere Artikel: Ibraham Nawar beobachtet den Aufstieg des Iran zur Nahost-Supermacht, erklärt die Gründe und warnt vor der destabilisierenden Wirkung, die sich für die Region daraus ergeben könnte. Mona El-Nahhas informiert über Proteste ägyptischer Universitätsprofessoren gegen staatliche Eingriffe in ihre Arbeit. Scharfe Kritik übt Nehad Selaiha an der miserablen Behandlung der Künstler beim 2. Frauen-Theaterfestival in Kairo. Und Mohammed Baraka beschreibt die Fallen, die auf einen arabischen Schriftsteller warten.
Economist (UK), 23.11.2007
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Weiteres: Ein Schwerpunkt des Heftes ist Österreich gewidmet, das wie kein anderes EU-Land von der Öffnung nach Osten profitiert. Artikel gibt es zu Gründen für diesen Erfolg, aber auch zu österreichischen Schwierigkeiten mit der Vergangenheitsbewältigung. Nigerianische Autorinnen wie Chimamanda Adichie (mehr) mögen im Ausland Bücher verkaufen, nicht aber zuhause: Die nigerianische Buchindustrie ist, wie wir erfahren, in einem desaströsen Zustand. Porträtiert wird der Baptist und republikanische Präsidentschaftskandidatenanwärter Mike Huckabee aus Arkansas. Besprochen werden unter anderem die Briefe des Dichters Ted Hughes und eine Pariser Ausstellung mit Gemälden von Helene Schjerbeck.
Auf dem Titel: Georg W. Bush, die Hand auf dem Herzen, als "Mr. Palästina", der einzige, der einen Palästinenser-Staat auf den Weg bringen kann.
Nouvel Observateur (Frankreich), 22.11.2007
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Spectator (UK), 23.11.2007
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Weitere Artikel: Die demokratisierende Kraft des Internet feiert aus keinem bestimmten Anlass Matthew d'Ancona. James Forsyth glaubt nicht, dass der Nahost-Gipfel in Annapolis Fortschritte bringt. Besprochen werden unter anderem Robert Zemeckis' Beowulf-Verfilmung und das trotz der Beteiligung von Harold Pinter, Michael Caine, Kenneth Brannagh und Jude Law katastrophal missglückte Remake des Films "Sleuth" von 1972.
Przekroj (Polen), 22.11.2007
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Ein großes Dossier ist dem "wankenden Imperium" Amerika gewidmet: vom schwachen Dollar, der das Land auch für polnische Touristen immer attraktiver macht, über die Stärke der (Pop)Kultur, und die unbegreifliche Waffenkultur, bis hin zu den Problemen in den bilateralen Beziehungen (Irak, Afghanistan, Raketenschirm - woher kennen wir das? - und Visapflicht für Polen). Im Aufmacher erinnert Lukasz Wojcik daran, dass sich jede Analyse vom Niedergang eines Imperiums an Edward Gibbons Klassiker "Verfall und Untergang des römischen Imperiums" messen lassen muss. "Nach Gibbon waren vier Gründe die wichtigsten beim Fall des Römischen Imperiums: eine zu große militärische Anstrengung (in Mesopotamien, dem heutigen Irak!), soziale Dekadenz, religiöse Konversionen und Einfälle der Barbaren. Mindestens zwei dieser Phänomene rauben heute dem amerikanischen Imperium den Schlaf." Wojcik erinnert auch daran: "Bisher wurde das Vakuum nach einem gefallenen Imperium immer durch ein neues Imperium gefüllt. Heute scheint das kommunistische China der einzige Kandidat dafür zu sein. Vielleicht sollte uns also das Wohlergehen unserer amerikanischen Imperialisten am Herzen liegen?"
San Francisco Chronicle (USA), 25.11.2007
William Langewiesche ist einer der besten und berühmtesten Reporter der USA, Autor einer umwerfenden Reportage über den Weinpapst Robert Parker, aber auch wichtiger Artikel und Bücher über die Aufräumarbeiten am Ground Zero oder den Irakkrieg. Heute ist er Chefreporter bei der richtigen Vanity Fair und erklärt in einem ausführlichen Porträt, das Dorsey Kindler für den San Francisco Chronicle verfasst hat, warum er seinen vorherigen Arbeitgeber Atlantic Monthly verließ: die Zeitschrift war von Boston nach Washington umgezogen "'Ich kann Washington nicht ausstehen' sagt Langewiesche, 'Die Weltsicht dieser Stadt scheint mir zweifelhaft. Ich glaube, Washington ist eine sehr kranke Stadt, die Hauptstadt eines Imperiums, das an zuviel macht krankt.'"
New York Times (USA), 25.11.2007
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Es gibt viele autobiografische Berichte von Gegnern Stalins. Aber keinen, der die Erfahrungen der Menschen beschreibt, die sich mit dem Regime arrangiert haben. Orlando Figes' "außerordentliches" Buch "The Whisperers. Private Life in Stalin's Russia" erzählt nun davon und ist der ultimative Rüffel für Putins Anstrengungen, Russland eine moralische Amnesie zu verordnen, freut sich Joshua Rubenstein in der Book Review. "Figes liefert entmutigende öffentliche Denunziationsbriefe, 'formelhafte Notizen, die zu Tausenden in der sowjetischen Presse abgedruckt wurden'. Einer schrieb: 'Ich, Nikolai Iwanow, verstoße meinen Vater, einen ehemaligen Priester, weil er viele Jahre lang Menschen in die Irre geführt hat, indem er ihnen erzählte, dass Gott existiert, und das ist der Grund, warum ich alle Verbindungen mit ihm löse.'"
Mit Simon Sebag Montefiores Stalin-Biografie kann Richard Lourie nichts anfangen: "Wie wurden sie so", die Monster der Geschichte? "Hier erfahren Sie es nicht. Simon Sebag Montefiore ... ist nicht ein Historiker, sondern zwei. Der erste ist fähig zu seriösen Recherchen und Einblicken, doch er wird von dem zweiten in den Schatten gedrängt, der Geschichte als Skandal begreift und Geschichtsschreibung als Klatsch. Vanity Fair goes to Lubjanka."