Climate EngineeringWie wir uns technisch zu Tode siegen, statt die Gesellschaft zu revolutionieren
Mandelbaum Verlag, Wien
2023
ISBN
9783991365075, Gebunden, 322Seiten, 20,00
EUR
Klappentext
Seit einigen Jahren sind Technologien, die die Folgen des anthropogenen Klimawandels rückgängig machen sollen, in den Klimaschutzplänen des Weltklimarats eingeplant. Es geht längst nicht mehr nur um eine Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen und eine Anpassung an die inzwischen unvermeidbar gewordenen Folgen des Klima-Umbruchs: Um das Schlimmste zu verhindern, werden Projekte für einen "Plan B" entwickelt, mit denen entweder die Sonne zwecks Abkühlung der Erde "abgeschattet", oder aber das bereits emittierte Kohlendioxid wieder aus der Luft herausgeholt werden soll. Climate Engineering, also das Herumbasteln am Klima, ist nach offiziellen Verlautbarungen inzwischen unverzichtbar geworden. Diese Entwicklung sollte in der Bewegung für Klimagerechtigkeit dringend diskutiert werden! Annette Schlemm geht es um eine gesellschaftspolitische Einschätzung dieser Vorhaben - und das führt gerade aus der Perspektive globaler Gerechtigkeit zu starken Zweifeln an deren Sinnhaftigkeit. Es wird Zeit, dass wir uns kritisch einmischen, sonst werden zur angeblichen "Rettung des Planeten" neue Machtstrukturen installiert, die viel gefährlicher sind als die eingesetzten technologischen Mittel.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2024
Rezensent Christian Schwägerl ist wenig überzeugt von Annette Schlemms Buch über Versuche, dem Klimawandel mithilfe technologischer Innovationen Herr zu werden. Nicht, dass er die Grundthese rundherum ablehnen würde: die derzeit diskutierten Modelle in diesem Feld bergen in der Tat Risiken: Schwefelpartikel in der Atmosphäre, die die Erhitzung aufhalten sollen, könnten etwa, wenn die Schwefelschicht irgendwann zusammenbricht, gegenteilige Effekte zeitigen. Die Physikerin Schlemm hält sich jedoch, kritisiert der Rezensent, nicht lange mit Sachargumenten auf, sondern diskreditiert die am Thema arbeitenden Forscher pauschal mithilfe einer platten Kapitalismuskritik. Eine ernsthafte marxistische Analyse des Klimaproblems hätte Schwägerl gerne gelesen, bei Schlemm bleibt es jedoch leider bei Hetze gegen Bill Gates und Geschichtsklitterung hinsichtlich der Technologiepolitik im real existierenden Sozialismus.